Neben C.F. Köster, Julius Bartram, C. Sager, Ludwig Simons und Wehrenpfennig gehörte der Betrieb von H.F. Rowedder von 1889 zu den wichtigsten Arbeitgebern der Textil verarbeitenden Industrie in Neumünster. 1939 waren bei der Tuchfabrik an der Christianstraße 8-16 insgesamt 100 Beschäftigte angestellt.
Nach Kriegsbeginn musste Rowedder auf Rüstungsproduktion umstellen. So wurden in dem vierstöckigen Fabrikgebäude Tarnmatten bzw. Tarnnetze für die Wehrmacht geflochten und gefärbt.
Aus der Liste der Zivilarbeiter in Neumünsters Fabriken vom 15.12.1942 geht hervor, dass bei H.F. Rowedder 4 Polinnen, 44 Russinnen, 1 Holländer und 1 Holländerin sowie 1 Serbin unter harten Lebens- und Arbeitsbedingungen Zwangsarbeit leisten mussten.
Sie waren im betriebseigenen Lager untergebracht (d.h. direkt im Fabrikraum). Die sanitären Zustände waren wohl katastrophal, denn es standen nicht genügend Reinigungskräfte zur Verfügung, weil alle Zwangsarbeiterinnen in der Produktion benötigt wurden. Offensichtlich waren die Zustände im Oktober 1942 so schlimm, dass sich Ungeziefer ausbreitete. "Deutsche Volksgenossen" bei der Fa. Rowedder befürchteten die Ausbreitung von Kleiderläusen.
Nach dem Luftangriff am 25.10.1944 wurde der Betrieb H.F. Rowedder eingestellt. Nach dem Krieg baute Heinrich Rowedder den Betrieb 1946 wieder auf, indem er Topfschrubber herstellte. 1953 hatte das Werk dann 289 Beschäftigte. 1973 musste H.F. Rowedder schließen.
Noch heute gibt es jedoch einen Textil verarbeitenden H.F. Rowedder in Neumünster. Die Textilstickerei speziell für "Jagdgebrauchshunde" hat ihren Sitz in der Parkstraße 23.
Quellen:
- www.shz.de/lokales/holsteinischer-courier/zwangsarbeiterinnen-im-bombenhagel-id16727936.html; zuletzt abgerufen am 03.11.2019
- StA NMS, MA 2861
- www.natur-und-landeskunde.de/leseproben/125_2018/Tidow.pdf; zuletzt abgerufen am 03.11.2019
- www.albert-gieseler.de/dampf_de/firmen4/firmadet42322.shtml; zuletzt abgerufen am 03.11.2019
- Betriebsordnung der Firma H. F. Rowedder