H.F.W. Mehrens

H.F.W. Mehrens ist der Name einer bedeutenden Wirkwaren-Fabrik aus Neumünster. Hans Mehrens war Prokurist der H.F.W. Mehrens GmbH und wohnte in der Kieler Straße 70. Mehrens produzierte in Neumünster Unterwäsche der Marke "Cimbria", Trikotagen und Decken. Am Firmensitz in der Anscharstraße 7 arbeiteten 1939 insgesamt 675 Beschäftigte, zudem gab es das Garnlager in der Mittelstraße und ein Zweigwerk in der Christianstraße. H.F.W. Mehrens zählte damit zu einem der größten Industriebetriebe Neumünsters. Die Firma produzierte auch für die deutsche Wehrmacht, wie eine Auktion bei "Live Auctioneers" zeigt, in der ein Unterhemd von H.F.W. Mehrens neben einer Reichskriegsflagge verkauft wird. Die Firma H.F.W. Mehrens war auch noch ab 1956 an der Rüstung beteiligt und stellte Wirkhemden für die Bundeswehr her.

 

 

Der Erfolg von H.F.W. Mehrens in den Kriegsjahren begründete sich auf dem Einsatz von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. Aus einer Liste über Zivilarbeiter in Neumünsters Fabriken vom 15.12.1942 geht hervor, dass die Firma 64 Russinnen, einen Polen, einen Dänen und vier Tschechen beschäftigte. Eine andere Liste aus dem Jahr 1946 belegt sogar 78 Arbeiterinnen aus Russland. Diese waren im Lager Rutenkamp untergebracht, in der ehemaligen Kalksteinfabrik von Joh. Thiessen. Das Lager war ein sog. Betriebslager, was nichts weniger bedeutete, als dass der Fabrikraum am Firmenstandort als Wohnstatt herhalten musste, d.h. die Arbeiterinnen schliefen irgendwo zwischen den Maschinen. Anfang 1943 betrug die Zahl der dort untergebrachten "Ostarbeiterinnen" 53. Als die Gebrüder Niemax (Eisenbetonbau, Christianstraße 163) Ende 1943 noch 100 italienische Zwangsarbeiter anforderte, mussten die Arbeiterinnen von H.F.W. Mehrens vom Lager Rutenkamp in das Lager Faldera umziehen. Das Lager Faldera war ein reines Frauenlager, in dem sich teilweise bis zu 19 Frauen eine "Stube" teilen mussten. Erst Anfang 1943 hatte man in diesem Lager eine "Kinderbaracke" für schwanger gewordene Frauen errichtet. Vor dieser Zeit wurden Schwangere in ihre Heimat zurückgeschickt.

 

 

Am 8.12.1944 stellte die Schutzpolizei "Abteilung Ausländerüberwachung" fest, dass die bei Mehrens beschäftigten Arbeiterinnen bestimmte Kleidungsstücke nicht mehr besitzen, die bei Luftangriffen verloren gegangen oder verbrannt sind. Mehrens gewährt den Arbeiterinnen, dass sie ihre Kleidungsstücke am Wochenende selber instandsetzen. Die Firma stellt den so ausgebrannten Arbeiterinnen Strümpfe aus angebrannten Stoffen zur Verfügung. Jede erhält exakt 1 Paar Strümpfe. Am 17.1.1945 denunziert Mehrens die Arbeiterinnen bei der Schutzpolizei, weil sie die "Schreibblocks beschmiert" hätten, die zur Feststellung ihrer Tätigkeit dienen. Den Arbeiterinnen wird Sabotage vorgeworfen und sie werden von der Schutzpolizei ermahnt.

 

 

Ob diese Menschen nach 1945 eine Entschädigung bekommen haben, ist nicht bekannt. Über Hans Mehrens ist nicht bekannt, dass er der NSDAP angehörte. Trotzdem wurde er vom Oberbürgermeister von Neumünster, Max Stahmer, 1935 als Gemeinderat vorgeschlagen.

 

 

Quellen:
- StA NMS, MA 1822a, 4989, 4990