Das Polizeibataillon 106 wurde 1939 in Neumünster und Kiel aufgestellt. Das Polizeibataillon gehörte zur sog. Ordnungspolizei. Die OrPo bildete in der Zeit des Nationalsozialismus das organisatorische Dach der uniformierten Polizeikräfte im Deutschen Reich. Sie wurde von Kurt Daluege geleitet und war dem Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei Heinrich Himmler direkt unterstellt. Die Ordnungspolizei war an der Durchführung von Kriegsverbrechen sowie dem Holocaust, Porajmos und Krankenmorden maßgeblich beteiligt.
Über das Polizeibataillon 106 lassen sich bislang nur wenige Fakten aufbauen. Bekannt sind bislang Vernehmungsprotokolle, z.B. von Polizeiwachtmeister Helmut R. (geboren in Kiel), der mit dem Bataillon in der Zeit vom 15.12.1939 bis 25.9.1940 im Generalgouvernement eingesetzt war.
Belegt ist, dass das Polizeibataillon 106 an der Organisation des Holocaust in Krakau beteiligt war. So wurde 1975 gegen Angehörige des Befehlshabers der Ordnungspolizei ein Ermittlungsverfahren aufgrund des Tatbestands "Beihilfe zum Mord (NS-Gewaltverbrechen)", Tatort: Krakau, eingeleitet. Ersuchende Stelle war die Staatsanwaltschaft Hamburg Az. 147 AR 12/74, Polizeikriminalamt Az. K 424-125/74.
Auf einem Plakat vom April 1940 wird bekannt gemacht, dass der Kreishauptmann Dr. Zinser in Miechów die Erschießung von zwei Menschen (Alois und Henry Mucha) wegen verbotenen Waffenbesitzes durch das Standgericht des Polizeibataillons 106 anordnet.
Einer der Bataillonsangehörigen war Zugwachtmeister Ludwig Witt, geb. 14.02.1914 in Neumünster. Ob er an den Verbrechen beteiligt war, ist nicht bekannt.
Im Polizeipräsidium Flensburg gab es noch bis Ende der achtziger Jahre ein braunes Ehrenmal, eine Gedenkstätte für die "Kameraden" des Polizeibataillons 106, die man nach 1945 wegen Kriegsverbrechen hingerichtet hatte. Sie trug als Inschrift: "Sie gaben ihr Leben für uns".